Pädagogik
Und wieder einmal sind neue Schüler da. Wieder einmal denken sie, es gehe so weiter wie auf der letzten Schule. Doch das Gymnasium, wenn auch das berufliche, tickt anders. Die erste Klausur zeigt wieder, dass alles gute Zureden, sich Hintergründe zu merken und Zusammenhänge darstellen zu können wichtig ist. Selbst die mitgebrachten Formelsammlungen der Schüler sind teilweise so lapidar zusammengestellt, dass sie nicht helfen.
Aber, auch das hoffentlich wie immer, der Schock rüttelt für das nächste Vierteljahr wach.
Ich bin sicher nicht der Lehrer, der einen neuen Weg findet, bei dem Schüler gleich voll durchstarten. Aber hoffen darauf tue ich jedes Mal wieder.
Schöne Ferien
msa - 13. Okt, 19:17
Diese ewige schwarz-weiß Betrachtung einer Kollegin ist echt anstrengend. Jetzt holt sie immer wieder eine Studie hervor, die angeblich belegt, dass Frontalunterricht viel bessere Leistungen erbringt als Lernfeldunterricht. Diese beiden Methoden kann man aber so einfach nicht gegeneinander stellen, denn in Lernfeldstruktur wechseln sich die eingesetzten Methoden ab. Es gibt also lehrerzentrierten Unterricht genauso wie schülerorientierte Sequenzen. Im eigenen Unterricht verlangt sie sogar gelegentlich eigenständiges Bearbeiten von Aufgaben - und regt sich jedes mal auf, dass die Schüler das nicht können.
In unserer Schule sind jetzt einige Abteilungen dabei, neue Curricula zu entwickeln, um SOL zu praktizieren. Eine Gruppe sorgt jetzt auch für Fortbildungen zu diesem Themenbereich. Und wenn wir so nachdenken, dann kann jeder in seinen Unterichtseinheiten Anteile von schülerzentrierten Unterrichtseinheiten entdecken. Lernen der Lehrer von anderen Lehrern gestaltet sich aber sehr schwer. Es ist für viele noch immer undenkbar, bei einem Kollegen zu hospitieren und danach über den Unterricht zu sprechen. Von unseren Schülern erwarten wir aber genau dies. Sie sollen sich gegenseitig beobachten und durch Feedback besser werden.
Mal sehen, ob wir Lehrer das auch mal können.
Da fällt mir noch etwas ein. Teamarbeit zwischen Lehrern -- geht das?
Kwaheri
msa - 2. Dez, 16:32
Ich weiß, das ist nichts Neues.
Aber heute habe ich es wieder erlebt - und leider selber verursacht.
Der Wunsch der Schüler war es, das Thema BUS Systeme zu wiederholen, weil sie mit einigen Prüfungsvorbereitungen nicht zufrieden waren. Also, einfacher Unterricht dachte ich. Eine alte Powerpoint mit den Schülern durchgehen und Fragen klären- leider kamen zu wenig Fragen. Die Schüler wurden immer müder und ich lustloser. Blöde Art zu unterrichten. kein Spaß auf beiden Seiten.
Da bin ich ja mal gespannt, wie meine gerade in der Entwicklung befindliche Einheit zur Netzeinspeisung und Energieübertragung in Hochspannungsnetzen ankommen wird.
Dieser Unterricht ist mit Hilfe einer Powerpoint geführt, enthält kurze Arbeitsphasen und zwei etwas aufwändigere Arbeitsblätter. Mal sehen, ob das methodisch ankommt und über vier Doppelstunden trägt. Probieren geht über studieren. Das Thema ist zumindest auch für mich neu.
kwaheri
msa - 29. Nov, 22:09
Manchmal formulieren wir die Aufträge so genau, dass Schüler kaum Möglichkeiten haben, andere Wege zu gehen als geplant. Wenn dann noch richtige Lösungen in Kästchen eingetragen werden müssen, fällt die Korrektur und Bewertung scheinbar leicht.
Gestern gesehen habe ich, dass durch sehr frei formulierte Aufträge etwas Schönes passieren kann. Die Schüler verstehen nicht genau, was das Ziel ist und arbeiten trotzdem los. (Ich bringe ihnen aber meist bei, sich erst zu orientieren und dann zu arbeiten) In diesem Fall aber kamen gute Ergebnisse heraus, wobei die vermeintlich schwächeren Schüler plötzlich de besseren Ergebnisse hatten. Sie waren nicht mehr so eingeschränkt. Allerdings sind die fachlichen Ergebnisse nicht so gut, dass sie als Lernerfolg ausreichen würden. Das Unterrichtsziel, experimentelles Arbeiten zu erlernen wurde jedoch mit Spaß am Lernen erreicht. Fachliche Nacharbeit folgte.
Ganz anders in meiner heutigen Klasse. Die Schüler hatten schon letzte Woche begonnen einen Auftrag zu bearbeiten, bei dem das Ziel sehr klar vorgegeben war und der zeitliche Rahmen ebenfalls feststand. Die Individualität lag in der Art der Aufgabenerledigung unter arbeitsorganisatorischen Gesichtspunkten. Sie mussten ihre nächste Exkursion planen, die Aufgaben verteilen und verbindlich zusammenfassen. Was mich besonders freute war, dass neben der Termintreue auch selbständig eine Online Plattform genutzt wurde um Ergebnisse zusammen zu führen. Moodle Einsatz sei Dank, es klappt auch damit. Allmählich gewöhne ich mich an moodle statt lo-net2
Pole Pole
msa - 25. Nov, 17:38
664 Seiten stark und wahrscheinlich interessant. Es gibt ein Fachbuch zur Mikrotechnologen Ausbildung. Das ist sehr schön und ich werde natürlich meinen Unterricht daran orientieren. Heute erhalten und schon morgen geht es los. Dazu werde ich gleich erst einmal einige Seiten überfliegen müssen.
Zur Entspannung habe ich mir mal wieder einen Fontane Band aus dem Regal gezogen. Mal sehen, ob ich dem mehr mag als Effi Briest. Auf jeden Fall ist er dünner als obiges Fachbuch. Trotzdem werde ich das Fachbuch wohl eher durch haben. Das schöne an Fachliteratur ist ja, dass man nicht alles lesen muss. Und einige Kapitel interessieren mich höchstens am Rande.
Die Arbeit mit dem Geld Auftreiben hat jetzt voll begonnen. Erneut müssen Anträge geschrieben werden, Verpflichtungen eingegangen und Kostenpläne überarbeitet werden. Die Technik und die Flüge müssen gebucht und die Reise organisiert und vorbereitet werden.
Nebenbei der Schulalltag, den ich mal wieder stärker in den Mittelpunkt rücken muss. Meine Schüler werden sonst zu sehr vernachlässigt. Die Zeit vor den Herbstferien war einfach mit zu vielen anderen Dingen angefüllt.
Thema Unterricht. Ich habe mir heute vorgenommen, noch konkretere Anforderungen und striktere Kontrollen der Durchführung der Anforderungen durchzuführen. Selbstgesteuertes Lernen ist schon für Studenten schwer, viele unserer Schüler brauchen doch mehr Führung als ich erhofft hatte. Aber einen solchen Schluss fasse ich erst nach einigen Jahren der Beobachtung. Ich entferne mich stärker von meinen alten Wertvorstellungen von Lehre. Immer mehr in Richtung strukturiert dar-gebrachtes Fachwissen, was mit Fleiß erarbeitet werden kann und danach abfragbar wird. Vermutlich habe ich dann auch weniger Zeit mit den Korrekturen zu verbringen.
Zurück zur Finanzplanung für de Tansania Exkursion. Hätten wir Vereinsmitglieder für 8 Euro die Stunde irgendwo einen Job übernommen, dann hätten wir das Geld auch in 30 Arbeitstagen erwirtschaftet. Vielleicht wäre das einfacher als Spenden sammeln und Anträge stellen gewesen.
Pole Pole
msa - 24. Okt, 16:43
Das ist wieder so ein Sonntagvormittag, der neben dem Spaß am Korrigieren auch den Frust über Schülerleistungen darstellt. Letzte Woche sollte die Klasse ihre Hausaufgabe in das Lo-Net2 hoch laden. Die Hälfte der Schüler hat dies getan. Das wäre nicht so schlimm, wenn wenigstens erkennbar wäre, dass die Arbeit in Gruppen erfolgt ist. Aber nein, jeder hat seine Aufgabe alleine bearbeitet. 25% haben sogar rechtzeitig abgegeben, die anderen haben den Upload erst am Schultag in der Stunde erbracht, in der Sie eine eigenständige, neue Aufgabe hatten. Ohne konkrete Kontrolle schaffen also in der freien Arbeitszeit einige Schüler „nur“, die alten Hausaufgaben zu erledigen. Waren wir anders?
Die Argumentation am Mittwoch wird lauten: „Ich dachte, das wir das zu heute machen sollten“ und „ Die Aufgabe für letzte Woche haben wir nicht gefunden“
Wie kann der Druck also aussehen? Ich frage mal die Schüler, welche Strafe gerecht ist. Wahrscheinlich setzen sich die fleißigen Schüler durch und es gibt schlechte Noten für nicht erbrachte Leistungen.
Was mich besonders stört ist, dass dieses Halbjahr zeitlich so eng ist, um die geplante Projektarbeit an einem Entwicklungshilfeprojekt zu beenden, dass wir uns solche Verzögerungen nicht leisten dürften.
Bedeutet: Neue, umfangreichere Hausarbeit für die Schüler. Und damit noch mehr Korrekturaufwand für mich
Was noch ärgert ist die mangelnde Regeleinhaltung. Seit zwei Jahren werden Schüler Dokumente nur als PDF ins Netz gestellt. Alles Andere gibt Punktabzug. Wieder haben es drei Schüler mit word und open office gespeichert. Einmal sogar noch im falschen Verzeichnis.
Was soll das?
Der Pädagoge: Erziehung durch Konsequenzen? Oder fällt mir eine Motivationsmethode ein?
See you
msa - 28. Aug, 12:03
Mit Muskelkater, erschöpft, müde und einer kleinen Zerrung erreichte ich gestern wieder die heimischen Gefilde. Nach einer Woche Camping auf der Insel sehnte ich mich nach einem Bad und meinem Bett. Das Bad wurde dann zum Schwimmbad mit den Kindern und das Bett war schön weich.
Die Klasse war sehr angenehm. Wir hatten nahezu keinen Stress, keine ernsthaften Verletzungen und viel Spaß. Nicht einmal das durchwachsene Wetter, welches uns abends meist Regen bescherte hat der Stimmung geschadet. Beim heftigsten Regen haben die Köche am Mittwochabend in völliger Dunkelheit ein Gulasch gekocht. Es schmeckte uns gut und die Zeltgespräche waren angenehm.
Aber, ich hatte einige Male gedacht, dass ich vielleicht allmählich Reisen mit Zimmer und Bett dem Zelt vorziehen sollte. Man wird halt nicht jünger ;(
See you
msa - 27. Aug, 15:31
gestern war es wieder einmal interessant zu sehen, wie sich das Verhalten von Menschen unter Stresseinfluss ändert. Modern könnte man das ja auch Stresstest nennen, aber der begriff ist allmählich für Atomkraftwerke und Bahnhöfe verbraucht.
Die Absprache des neuen Stoffverteilungsplans für unseren neuen Beruf ist erst einmal gescheitert, weil die zusätzlichen Aufgaben / Bereiche noch nicht realistisch genug mit vorhandenen Unterrichteinheiten abgeglichen wurden. Schade, denn der Kollege ist sonst sehr innovativ. Vielleicht habe ich aber auch zu viel Flexibilität verlangt. Also nächste Woche noch einmal versuchen.
Was mir deutlich wurde: Es gibt Lehrer, die immer die volle Kontrolle brauchen. Der Unterricht ist perfekt geplant, alle Ergebnisse sind vorhersehbar und werden erreicht. Die Schüler gehen mit dem guten Gefühl nach Hause, das geforderte erreicht zu haben.
Auch ich plane gerne voraus und habe den Unterricht meist mehrere Tage vorher fertig konzipiert. Aber ich erlaube mir fast immer, dass es keine eindeutige Lösung und nicht nur einen Weg gibt. Dadurch ist der Unterricht zwar manchmal frustrierend, oft aber spannend. Da die Schüler sich selber einbringen und den Weg des Unterrichts mit bestimmen lernen sie hoffentlich mehr. Zumindest kämpfen sich die Fleißigen durch. Für den Rest müssen dann halt Bedarfsgerechte Wiederholungen der Fachinhalte eingebaut werden. Leider ist lernen dadurch mit Anstrengung verbunden. Dies will ich den Schülern aber auch nicht abnehmen. Lernen ist halt spannend, schön und anstrengend. Meist ist die Vorbereitung ebenso anstrengend für mich- aber nicht immer perfekt.
Wenn ich nun einen neuen Stoffverteilungsplan entwerfe, dann kann es vorkommen, dass die anderen Kollegen Angst vor ungeplanten Abschnitten haben. Mal sehen, wie wir unsere beiden Herangehensweisen in eine gemeinsame Struktur bringen können.
see you
msa - 15. Jun, 21:52
So kann es kommen, kaum bin ich Lehrer, soll ich wieder Lehrer mit ausbilden. Jetzt durchlaufe ich die Schulungen, wie man dies am besten macht. Die Themen sind nicht neu, da ich das Ganze ja schon hinter mir habe. Aber es ist immer wieder frustrierend, wie viel ich schon jetzt nicht mehr berücksichtige um guten Unterricht zu machen.
Heute hörte ich einen Kollegen im anderen Zusammenhang sagen, dass man sich ja während der Ferien schon mal Gedanken mache, mit welcher besonderen Unterrichtsgestaltung in den ersten beiden Wochen nach den Ferien die Schüler verwöhnt werden. Danach verfalle er aber immer wieder in den alten Trott und macht Unterricht von der Stange. Im Arbeitskreis zur Unterrichtsentwicklung sitzen wir seit einer Ewigkeit daran, uns und den Kollegen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man sich kontinuierlich verbessern könnte. Es scheitert immer wieder am Mut, eingefahrene Rituale zu verlassen. Von LIVs (Lehrkräften in Vorbereitung) wird erwartet, dass sie sich dauernd beobachten und „korrigieren“ lassen. Sobald man Lehrer ist, scheint es die größte Schande zu sein, beobachtet zu werden. Und dabei stehen wir jeden Tag vor der Herausforderung, beobachtet zu werden.
Egal, in diesem Punkt resigniere ich allmählich, denn da Hospitationskonzept für unsere Schule wird nun schon seit Monaten vor sich hin geschoben. Wahrscheinlich werden wir nicht vor dem nächsten Schuljahr starten. Erst dann wird sich zeigen, ob sich überhaupt Kollegen bereit erklären, dass Kollegen in den Unterricht rein dürfen. Ich zweifle.
Aber das sind ja nicht die einzigen Zweifel am System Schule.
Andererseits muss ich selber sagen, dass die zeitliche Arbeitslast, der ich täglich neben dem Unterricht ausgesetzt bin schon sehr hoch wird. Sobald man etwas aktiver das Schulleben mit gestaltet, bleibt extrem wenig Zeit für die vernünftige Vorbereitung des Unterrichts. Und wenn jetzt schon wieder Prüfungen anstehen, bin ich schon froh über jede Stunde, für die ich überhaupt noch etwas individuell vorbereite. Leider habe ich zurzeit zu wenig klassische WiPo Stunden, denn da ließen sich so schön viele aktuelle politische Themen diskutieren, dass die Vorbereitung auf Methodenauswahl und Zeitungslektüre eingeschränkt werden könnte. Bei Elektrotechnik soll allerdings am Ende des Jahres eine technische Prüfung erfolgreich bestanden werden. Da sind Fachinhalte wichtiger als die Methode – zumindest glaube ich dies derzeit – vor einigen Monaten sah ich das noch ganz anders. Da hatte ich aber auch Zeit ;)
See you
msa - 6. Mai, 22:27
Es ist eigentlich eine schlechte Werbung, wenn ein weltweit ausgestrahlter Webradio Sender seine Zuhörerzahlen angibt. Mein aktueller Lieblingssender roosterradio.net liegt meist bei 50 bis 70. Dafür lohnt sich doch der ganze Aufwand nicht - oder.
Egal, auch google hat mal mit ganz wenigen Nutzern angefangen und beherrscht heute fast das gesamte Internet. Na ja, zumindest das WWW, aus den anderen Diensten ist google ja noch weg zu denken.
Ein Gutes haben die geringen Hörerzahlen, denn so hält sich die Werbung stark in Grenzen.
Warum nehme ich mir heute Zeit, hier wieder zu schreiben? Ich habe die Zeit eigentlich nicht, aber andererseits mag ich auch gerade nicht strukturiert am Unterricht für die nächste Woche arbeiten. Ich muss aber dringend ran. Vorhin habe ich etwa zwei Stunden einen alten Unterrichtsordner meiner "ersten" Azubi Klasse durchforstet und nach bestem Gewissen umsortiert. Ein Großteil meiner Unterrichte landete dabei in der Rundablage. Ich bin immer noch überzeugt, kein besonders guter Lehrer zu sein. Folglich werde ich gleich wieder aktiv planen und vorbereiten müssen.
Vor zwei Tagen war ich zum ersten Elternabend der neuen Lehrerin unserer Großen. Die arme Frau hat am Freitag erfahren, dass sie ab Montag in dieser Schule neu zu unterrichten hat. Wenn ich mir die Frau so ansehe und "zwischen den Zeilen" zuhöre, dann gehe ich davon aus, dass eine baldige Krankschreibung folgen könnte. Sie ist überfordert und scheint nicht wirklich zu wissen, was sie machen soll. Mit sechzig Jahren und einem Leben lang Erfahrung als Lehrerin muss man halt auch nicht gut sein. Zumindest im direkten Vergleich mit ihr - und leider auch mit einer ihrer Kolleginnen - fand ich meinen Unterricht gar nicht mehr so übel.
Schade um die Kinder. Gerade in den ersten Klassen der Grundschule ist es nicht schön, andauernd einen Lehrerwechsel mit zu bekommen. Wenn die ehemaligen Lehrerinnen dann auch noch deutlich besser waren - um so schlimmer. Mal sehen, wann bei Kim wieder die Bauchschmerzen beginnen, um nicht zur Schule zu müssen.
see you
msa - 26. Feb, 16:42