Wie man sich doch täuschen kann
Mit zunehmendem Alter wird man wahrscheinlich sein Menschenbild immer stärker ins negative verändern. Es gibt immer mal wieder echte Enttäuschungen. Nun ist ja nicht jeder Mensch gleich und hat seine eigenen Prioritäten. Aber manches Mal bin ich schon negativ überrascht.
Beispiel: Ein Mann ernährt seine Familie mit Hilfe seiner Selbständigkeit. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere baut er sich ein großes Büro und Wohnhaus und findet schwer Mieter. Eine Verwandte wird überzeugt und zieht in eine dieser Wohnungen mit ein. Sie erhält einen Mietnachlass gegenüber den anderen Mietern und wird auch regelmäßig besucht und stärker in die Familie integriert.
Irgendwann wird sie krank und braucht Hilfe bei der Bewältigung des alltäglichen Lebens. Man kümmert sich und bekommt aber auch Angst um den Zustand der Wohnung. Der E-Herd wird vorsorglich abgeschaltet, weil die Vergesslichkeit sonst zu Bränden führen könnte. Aus irgendeinem Grund wird die Dame immer unzufriedener über die Art der Behandlung. Ich beruhige sie, denn ich habe bis dahin einen guten Eindruck vom Verwandten Vermieter. Der Unmut wird stärker und sie bittet mich, sie zukünftig zu vertreten.
Der Druck, über kleine Kommentare und Anmerkungen Vermieterseitig wird stärker, dass die Wohnung wohl nicht mehr so lange alleine bewohnt werden sollte. Doch sind noch über zwei Jahre über die gute Betreuung durch ambulante Pflegedienste möglich gewesen. Dann wurde ein Umzug in ein Pflegeheim allerdings notwendig und auch umgesetzt.
Mit dem Vermieter wurde gesprochen, eine zügige Wiedervermietung sollte erfolgen, Termine für die Wohnungsräumung vereinbart und die Schlüssel übergeben. Alles klar so weit und im familiären Rahmen ganz ordentlich über die Bühne gegangen – so dachte ich.
Die rechtliche Seite wollte er noch mit seinem Anwalt besprechen. Spätestens hier hätte ich skeptischer reagieren sollen. Das Problem liegt scheinbar in der schwierigen Situation, dass kein Nachmieter aufzutreiben ist. Der Mietvertrag hat laut Vertrag eine Kündigungsfrist von 12 Monaten und eine Klausel zur Renovierung bei Auszug. Nun sieht es so aus, dass auf Zeit gespielt wurde und wird, denn dem Vermieter ist scheinbar klar, dass diese Klauseln nach neuem Mietrecht ungültig sind.
Der Anwalt zieht seine Register und verweist erst einmal darauf, dass nicht gekündigt wurde und das Mietverhältnis weiter bestehe. Rechtlich richtig. Aber erwarten konnte man eigentlich eine andere Art der Behandlung. Also wird gekündigt, wenn auch nun mit entsprechendem Zeitverzug.
Wie mich die Rechtsberatung schon gewarnt hat, zieht der Anwalt nun nach einer geringen Wartezeit sein nächstes Verzögerungsregister. Die Kündigung sei unwirksam, weil dieser keine Vollmacht beigefügt wurde. Der Vermieter weiß zwar über die Vollmacht Bescheid, er hat bis dahin auch entsprechend gehandelt, aber nun geht es ja nur noch um sein finanzielles Interesse. Familie ist wohl doch weniger Wert als ich dachte.
Mal sehen, was jetzt noch folgt, denn zwischenzeitlich habe ich mit Zusendung der Vollmacht direkt beim Vermieter gekündigt, denn laut Rechtsberatung würde mir wohl sonst der Anwalt mitteilen, dass ich gar nicht bei ihm kündigen darf, weil er keine entsprechende Vollmacht für die Mietsache hat.
Der Witz bei der Sache ist nun, dass galant als Entgegenkommen angeboten wird, bei sofortiger fristgerechter Kündigung die Mietsache zum 30.11. kündigen zu wollen. Dies entspricht genau der gesetzlich vorgegebenen Kündigungsfrist.
Warum mag ich eigentlich so viele Steuerberater nicht? Der Vermieter ist auch einer.
Was hat das mit meinem Job zu tun?
Ich versuche den Schülern ein Menschenbild aufbauend auf Verantwortung für sich und ihre Umwelt zu vermitteln. Zur Umwelt gehören für mich dabei besonders die Mitmenschen. Wenn wir den alten Spruch beherzigen „behandle jeden so, wie du behandelt werden möchtest“ dann kann diese Welt sehr lebenswert sein. Das Schauen auf den eigenen Vorteil sollte an gewisse, nämlich Gesissens-Grenzen stoßen.
Wie behalte ich den Glauben an dieses Menschenbild aufrecht, wenn ich immer wieder so enttäuscht werde? Vielleicht sind es ja doch nur Ausnahmen und die meisten Menschen sind „besser“
See you
Beispiel: Ein Mann ernährt seine Familie mit Hilfe seiner Selbständigkeit. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere baut er sich ein großes Büro und Wohnhaus und findet schwer Mieter. Eine Verwandte wird überzeugt und zieht in eine dieser Wohnungen mit ein. Sie erhält einen Mietnachlass gegenüber den anderen Mietern und wird auch regelmäßig besucht und stärker in die Familie integriert.
Irgendwann wird sie krank und braucht Hilfe bei der Bewältigung des alltäglichen Lebens. Man kümmert sich und bekommt aber auch Angst um den Zustand der Wohnung. Der E-Herd wird vorsorglich abgeschaltet, weil die Vergesslichkeit sonst zu Bränden führen könnte. Aus irgendeinem Grund wird die Dame immer unzufriedener über die Art der Behandlung. Ich beruhige sie, denn ich habe bis dahin einen guten Eindruck vom Verwandten Vermieter. Der Unmut wird stärker und sie bittet mich, sie zukünftig zu vertreten.
Der Druck, über kleine Kommentare und Anmerkungen Vermieterseitig wird stärker, dass die Wohnung wohl nicht mehr so lange alleine bewohnt werden sollte. Doch sind noch über zwei Jahre über die gute Betreuung durch ambulante Pflegedienste möglich gewesen. Dann wurde ein Umzug in ein Pflegeheim allerdings notwendig und auch umgesetzt.
Mit dem Vermieter wurde gesprochen, eine zügige Wiedervermietung sollte erfolgen, Termine für die Wohnungsräumung vereinbart und die Schlüssel übergeben. Alles klar so weit und im familiären Rahmen ganz ordentlich über die Bühne gegangen – so dachte ich.
Die rechtliche Seite wollte er noch mit seinem Anwalt besprechen. Spätestens hier hätte ich skeptischer reagieren sollen. Das Problem liegt scheinbar in der schwierigen Situation, dass kein Nachmieter aufzutreiben ist. Der Mietvertrag hat laut Vertrag eine Kündigungsfrist von 12 Monaten und eine Klausel zur Renovierung bei Auszug. Nun sieht es so aus, dass auf Zeit gespielt wurde und wird, denn dem Vermieter ist scheinbar klar, dass diese Klauseln nach neuem Mietrecht ungültig sind.
Der Anwalt zieht seine Register und verweist erst einmal darauf, dass nicht gekündigt wurde und das Mietverhältnis weiter bestehe. Rechtlich richtig. Aber erwarten konnte man eigentlich eine andere Art der Behandlung. Also wird gekündigt, wenn auch nun mit entsprechendem Zeitverzug.
Wie mich die Rechtsberatung schon gewarnt hat, zieht der Anwalt nun nach einer geringen Wartezeit sein nächstes Verzögerungsregister. Die Kündigung sei unwirksam, weil dieser keine Vollmacht beigefügt wurde. Der Vermieter weiß zwar über die Vollmacht Bescheid, er hat bis dahin auch entsprechend gehandelt, aber nun geht es ja nur noch um sein finanzielles Interesse. Familie ist wohl doch weniger Wert als ich dachte.
Mal sehen, was jetzt noch folgt, denn zwischenzeitlich habe ich mit Zusendung der Vollmacht direkt beim Vermieter gekündigt, denn laut Rechtsberatung würde mir wohl sonst der Anwalt mitteilen, dass ich gar nicht bei ihm kündigen darf, weil er keine entsprechende Vollmacht für die Mietsache hat.
Der Witz bei der Sache ist nun, dass galant als Entgegenkommen angeboten wird, bei sofortiger fristgerechter Kündigung die Mietsache zum 30.11. kündigen zu wollen. Dies entspricht genau der gesetzlich vorgegebenen Kündigungsfrist.
Warum mag ich eigentlich so viele Steuerberater nicht? Der Vermieter ist auch einer.
Was hat das mit meinem Job zu tun?
Ich versuche den Schülern ein Menschenbild aufbauend auf Verantwortung für sich und ihre Umwelt zu vermitteln. Zur Umwelt gehören für mich dabei besonders die Mitmenschen. Wenn wir den alten Spruch beherzigen „behandle jeden so, wie du behandelt werden möchtest“ dann kann diese Welt sehr lebenswert sein. Das Schauen auf den eigenen Vorteil sollte an gewisse, nämlich Gesissens-Grenzen stoßen.
Wie behalte ich den Glauben an dieses Menschenbild aufrecht, wenn ich immer wieder so enttäuscht werde? Vielleicht sind es ja doch nur Ausnahmen und die meisten Menschen sind „besser“
See you
msa - 27. Aug, 21:26